Bischöfe danken Van der Bellen für "unaufgeregten Dienst" am Gemeinwohl

Im Zeichen des guten Miteinanders von Staat und Kirche und des ausdrücklichen Dankes für das Wirken von Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Gemeinwohl hat eine Begegnung der Österreichischen Bischofskonferenz mit dem Staatsoberhaupt stattgefunden. Auf Einladung des Bundespräsidenten waren die Bischöfe im Rahmen ihrer Vollversammlung am Dienstag zu Gast in der Wiener Hofburg. Es war nach 2017, 2019 und 2023 die bereits vierte Begegnung des amtierenden Staatsoberhaupts mit den Mitgliedern der Bischofskonferenz. Für den designierten Wiener Erzbischof Josef Grünwidl und den Grazer Weihbischof Johannes Freitag, die heuer ernannt wurden, war es die erste Begegnung dieser Art. Beide wurden vom Bundespräsidenten ausdrücklich begrüßt und erneut beglückwünscht.
In seiner Ansprache erinnerte Van der Bellen an die zahlreichen wichtigen personellen Veränderungen in Kirche und Politik hierzulande sowie weltweit seit dem letzten Treffen vor zwei Jahren: Heute habe die Welt einen anderen Papst und einen anderen US-Präsidenten, und in Österreich gebe es einen neuen Bundeskanzler und einen neuen Wiener Erzbischof.
Die Begräbnisfeierlichkeiten für Papst Franziskus, bei denen er so wie Tausende andere vom Papst Abschied nehmen konnte, seien für ihn "sehr berührend und bewegend" gewesen, so der Bundespräsident. Es freue ihn, dass die Wahl von Papst Leo XIV. so positiv aufgenommen worden sei - "auch von der Katholischen Frauenbewegung, der bekanntlich Gleichberechtigung genauso wie mir und meiner Frau ein großes Anliegen ist". Vor diesem Hintergrund freue er sich schon auf die beabsichtigte erste persönliche Begegnung mit Papst Leo XIV., so Van der Bellen.
Gemeinsame Herausforderungen
Im Blick auf die Vereinigten Staaten bereite ihm der wachsende Einfluss von nationalistisch-katholischen Kräften rund um US-Vizepräsident James David Vance Sorgen, so der Bundespräsident unter Verweis auf einen jüngst erschienenen Beitrag in der "Financial Times". Diese Sorge teilten auch die österreichischen Bischöfe, hielt der Vize-Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Manfred Scheuer, in seiner Ansprache fest. "Fragen im Zusammenhang mit Integralismus und Rechtsextremismus nehmen wir sehr ernst", betonte der Linzer Bischof in Vertretung des Bischofskonferenz-Vorsitzenden Erzbischof Franz Lackner, der am Dienstag in Salzburg das Requiem für den verstorbenen Landesrat Josef Schwaiger leitete und daher nicht an der Begegnung in der Hofburg teilnahm.
Die Kirche habe eine "friedensstiftende und verbindende Funktion" für Gesellschaft und Demokratie "und wir sind davon überzeugt, dass wir einen entscheidenden Beitrag leisten müssen", sagte Bischof Scheuer. Vor allem bei Fragen nach Sinn, Ethik und Wahrheit müsse und wolle die Kirche im gesellschaftlichen Diskurs bleiben. Die "größte Gefahr für die Demokratie" gehe derzeit von "Desinformation und organisierter Lüge" aus, weil dadurch jenes Vertrauen destabilisiert und zerstört werde, das für das Zusammenleben in der Gesellschaft und auch für Politik nötig sei.
Dank für "Charisma der Unaufgeregtheit"
Viele gesellschaftliche Probleme entstünden dadurch, dass sich einzelne Werte verabsolutieren. Freiheit und Gleichheit seien auf den verbindenden Wert der Geschwisterlichkeit angewiesen, so Scheuer unter Verweis auf die politische Werte-Trias der Französischen Revolution. "Das gemeinsame Ringen um das Gemeinwohl, um Gerechtigkeit und Friede braucht auch den Kompromiss", betonte der Stellvertretende Bischofskonferenz-Vorsitzende unter bewusster Bezugnahme auf die jüngste Ansprache des Bundespräsidenten zum Nationalfeiertag am 26. Oktober. Die Bischofskonferenz wolle ihm, Van der Bellen, "ein Wort des Dankes" aussprechen: "für den Einsatz für das Miteinander, für das Charisma der Unaufgeregtheit gerade in Phasen der Empörung und für das Wirken für die Republik".
Der Vize-Vorsitzende der Bischofskonferenz erinnerte in diesem Zusammenhang an den Europapolitiker Robert Schuman (1886-1963), der allen Verantwortungsträgern drei Haltungen empfahl: "Entdramatisieren, Humor bewahren und die Schläge, die man bekommt, nicht erwidern." Scheuer abschließend an den Bundespräsidenten: "Danke, alles Gute und Gottes Segen!"
Die viertägige Vollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz in Wien dauert noch bis Donnerstag. Am Dienstagnachmittag findet ein Austausch der Bischöfe mit den Spitzen der diözesanen Caritas-Organisationen im Wiener Erzbischöflichen Palais statt. Liturgischer Höhepunkt der Vollversammlung ist ebenfalls am Dienstag ein abendlicher Festgottesdienst (18 Uhr) im Stephansdom, zu dem alle Gläubigen eingeladen sind. Der Feier steht Erzbischof Lackner vor; die Predigt hält Bischof Scheuer.
Quelle: kathpress (04.11.2025)





