Lackner 65: "Habe Entscheidung, Priester zu werden, nie bereut"
Ein doppeltes Jubiläum hat den Salzburger Erzbischof Franz Lackner angeregt, "in Ruhe über die vergangenen 30 Jahre nachzudenken": seine Priesterweihe am 23. Juni 1991 und sein 65. Geburtstag am 14. Juli. "Ich habe die Entscheidung, Priester zu werden, nie bereut", erklärte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz in einem ausführlichen Interview des "Rupertusblattes", der Salzburger Kirchenzeitung. "Für die Menschen bittend und betend vor Gott zu stehen ist meine Berufung. Ich bin dankbar, dass ich sie leben darf", so der Jubilar.
Dass er in einem Alter, in dem andere Männer in Österreich in Pension gehen, den Vorsitz des heimischen Episkopats übernahm, kommentierte er mit dem Hinweis: "Ich habe keine Kinder, Enkelkinder, keine Familie, um die ich mich sorgen muss. Mein Leben ist ganz auf Gott und den Dienst an seiner Kirche ausgerichtet." Es sei schön, "wenn uns Priestern damit auch noch in diesem Alter etwas zugetraut wird - vorausgesetzt natürlich, man ist gesund und bei Kräften". Zuweilen sei seine Aufgabe natürlich auch herausfordernd, "der Terminkalender wird immer voller".
Größere Vorhaben in naher Zukunft seien der Ad-limina-Besuch der österreichischen Bischöfe in Rom und der von Papst für die Weltkirche ausgerufene synodale Prozess. Er finde es "sehr passend, dass der Ad-Limina-Besuch jetzt gleichsam am Beginn des synodalen Prozesses in den Diözesen stattfindet", sagte der Erzbischof dazu. Damit sei für die österreichische Kirche ein guter Referenzpunkt geschaffen. "Synodalität" erfordere "Menschen guten Willens, die bereit sind, auf Gott und den Mitmenschen zu hören, Bewährtes zu bewahren und sich den Anforderungen der Zeit zu stellen." Gerade dem Zuhören komme in diesem Prozess ein besonderer Stellenwert zu. Es gehe darum, den eigenen Horizont zu weiten und über den eigenen Tellerrand hinauszublicken: "Wie wird Kirche an anderen Orten gelebt?"
Mehr Frauen in Leitungsfunktionen
Genaues Hinhören sei auch beim jüngsten Treffen mit Frauen in kirchlichen Leitungsfunktionen im Rahmen der Bischofskonferenz gefragt gewesen. Auf die Frage, ob es in der Kirche noch mehr Frauen in Spitzenfunktionen geben soll, antwortete Lackner klar: "Ja, die braucht es." In der Erzdiözese Salzburg bemühe er sich redlich um weibliche Mitverantwortung, mit Kanzlerin Elisabeth Kandler-Mayer und Seelsorgeamtsleiterin Lucia Greiner seien Schlüsselpositionen mit Frauen besetzt. "Ich möchte das auch weiterhin fördern."
Klar ist für den Erzbischof, dass manche Themen nur auf weltkirchlicher Ebene zu verhandeln sind, "da kann es keinen Alleingang oder vorschnelle Lösungen geben". Als Diözesanbischof werde er sich "dafür einsetzen, Ungleichheiten aller Art zu begegnen", versicherte Lackner. "Und Frauen zu ermutigen, Leitungsfunktionen wahrzunehmen, gehört definitiv dazu."
Zum zuletzt vieldiskutierten Thema assistierter Suizid, der nach den Vorgaben des Verfassungsgerichtshofes gesetzlich neu geregelt werden muss, erklärte Lackner: "Der Blick in Länder, in denen der assistierte Suizid eingeführt wurde, zeigt deutlich: Es ist ein Einfallstor für die Euthanasie, die Tötung auf Verlangen." Viele Menschen - einer aktuellen Umfrage zufolge 75 Prozent - würden mit Missbrauch nach der Gesetzesneufassung rechnen. Der Erzbischof folgert daraus: "Eine restriktive Gesetzgebung muss hier oberstes Ziel sein; auch zum Schutz für psychisch Kranke, für Menschen mit Behinderung, für Alte und auch für Kinder."
"Gott liebt uns - das ist für uns alle relevant"
Dass der Kirche in der Coronazeit ein Verlust an gesellschaftlicher Relevanz beschieden wurde, relativierte der Erzbischof: "Inwiefern Kirche relevant für die Gesellschaft ist, wird man aus Statistiken und Analysen nicht so einfach ableiten können." Kirche agiere in ihrer Seelsorge an Armen, Kranken oder Benachteiligten "selten marktschreierisch" und "listet nicht in einer Art Leistungsschau ihre Erfolge auf". Das sei auch nicht die Logik des Evangeliums. Lackner räumte zugleich ein, "dass wir nicht mehr klar genug kommunizieren können, welche Sinnzusammenhänge uns umtreiben". Dabei seien die Bemühungen etwa im Online-Bereich diesbezüglich groß, es gebe auch Allianzen mit Kunst, Kultur und Wissenschaft. "In all diesen Bemühungen muss es uns immer um unsere Kernbotschaft gehen: Gott hat uns geliebt, ist mit uns einen Bund eingegangen, der niemals bricht. Das ist für uns alle relevant."
In der Coronakrise ist nach der Beobachtung Lackners bei vielen eine gewisse Nachdenklichkeit entstanden: "Menschen wurden plötzlich mit einer kollektiven Ohnmachtserfahrung konfrontiert - da ergeben sich automatisch Fragen nach Sinn, Ursprung und Ziel des Lebens. Hier kann unser Glaube Antwort geben."
Biografische Eckdaten
Franz Lackner wurde am 14. Juli 1956 als Anton Lackner in Feldbach geboren, er wuchs im südoststeirischen Dorf St. Anna am Aigen auf. Nach einer Elektrikerlehre und der Zeit als UNO-Soldat traf er die Entscheidung, Priester zu werden. 1984 trat er in den Franziskanerorden ein und nahm den Ordensnamen Franz an. 1991 empfing er die Priesterweihe.
Am 8. Dezember 2002 wurde Lackner Weihbischof der Diözese Graz-Seckau. Am 12. Jänner 2014 übergab ihm Alterzbischof Alois Kothgasser im Salzburger Dom den Hirtenstab als seinem Nachfolger. Seit Juni 2020 ist Erzbischof Franz Lackner Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz.
Quelle: kathpress (14.07.2021)