Schulbischof Krautwaschl mahnt umfassende Bildungsreform ein
Der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl hat eine umfassende Bildungsreform eingemahnt, die nicht nur von Technologie und Ausbildung, sondern noch viel mehr von sozialer Interaktion, von Werten und einem Miteinander geprägt ist. Zudem betonte Krautwaschl in einer Aussendung am Mittwoch, dass alle Kinder auf diese Bildungsreise mitgenommen werden müssten. Es gelte dafür zu sorgen, "dass niemand von der Bildung ausgeschlossen ist. Denn mit einer Bildung, die die Würde des Menschen zum Inhalt hat, die neugierig macht und die zeitgemäßes Wissen vermittelt, steht oder fällt unsere Zukunft", erklärte der in der Österreichischen Bischofskonferenz für Bildungsfragen zuständige Grazer Bischof.
Das Corona-Virus habe die Bildungs- und Ausbildungslandschaft auf den Kopf gestellt. Aus den Erfahrungen dieser Zeit gelte es zu lernen. Bei Bildung müsse es um weit mehr gehen als nur um Ausbildung, wie sie von der Wirtschaft so vehement gefordert wird. Krautwaschl: "Bildung im humanistischen Sinne heißt nicht nur, mit Zahlen jonglieren, programmieren oder unzählige Sprachen perfekt zu können und viel zu wissen. Bildung spiegelt auch eine geistige, moralische und ästhetische Entwicklung wider, die den Menschen befähigt, als Zoon politikon, als soziales Wesen, eingebettet in eine Gemeinschaft zu deren Fortschritt beizutragen."
Für eine solche Bildung brauchen es das reale Miteinander und einen Wertekanon, der von Wertschätzung, Vertrauen, Toleranz, ja Nächstenliebe geprägt ist. "Als Christen sind wir zutiefst überzeugt, dass jeder Mensch Abbild Gottes ist und in ihm eine Würde grundgelegt ist, die vor jeder Leistung zählt", so der Bischof.
Vom Kleinkind bis zur Studentin
Konkret müssen man sich also fragen, "wie wir den jungen Menschen vom Kleinkind bis zur Studentin in einer Pandemie ein (Lern-)Umfeld bieten, in dem sie sich als soziale Wesen bestmöglich entfalten können; in dem es ihnen gut geht". Dazu gehöre mehr als nur die Technologie, um in Verbindung bleiben zu können, oder das Lösen von Aufgaben im Alleingang oder in einer überforderten Familie. Krautwaschl fordert vielmehr eine "lebensbejahende und beziehungsfördernde Bildungskultur von der Krippe über Kindergarten und Schule bis zur Universität, von der Elementarpädagogik bis zur lebenslangen Erwachsenenbildung".
Dazu gehörten interdisziplinäre Dialoge und Kreativprozesse, "die jene Innovationen auslösen können, die unsere Wirtschaft dringend braucht". Ebenso notwendig seien Initiativen zum Schutz der Schöpfung. Dazu gehöre vor allem aber auch eine Umgebung, in welcher der persönliche Kontakt und die gelebte soziale Interaktion möglich bleibt.
Papst fordert weltweiten Bildungspakt
Der Bischof erinnert an Papst Franziskus, der im Oktober 2020 zu einem "weltweiten Bildungspakt" aufgerufen hat. Diesem Bildungspakt müsse eine "Erziehung zur Geschwisterlichkeit" zugrunde liegen anstatt der Konkurrenzkampf von Individuen. Es gelte, durch umfassende Bildung die Welt "menschlicher" zu machen. 250 Millionen Mädchen und Buben seien weltweit aufgrund fehlender technische oder finanzieller Möglichkeiten durch Corona von jedweder Bildungsaktivität ausgeschlossen, so Krautwaschl unter Verweis auf den Papst.
Der Bischof erinnert auch an das Hirtenwort der heimischen Bischöfe zu Pfingsten vor einem Jahr, in dem sie sich für eine "geistvoll erneuerte Normalität" aussprechen. Die Bischöfe hätten darin Dankbarkeit und Demut ebenso benannt wie Versöhnung und Verbundenheit, Aufmerksamkeit und Solidarität, Wertschätzung und Lernbereitschaft, Achtsamkeit und Entschlossenheit, Lebensfreude und Geduld sowie Vertrauen und Zuversicht. Heute, nur knapp eineinhalb Jahren nach Beginn der gesellschaftlich betrachtet größten Krise seit Jahrzehnten, gebe es Impfstoffe und eine erneuerte Normalität werde zunehmend zur Wirklichkeit. Krautwaschl: "Ringen wir geduldig und gemeinsam darum, dass diese neue Realität auch geistvoll wird - in der Bildung und allen anderen Lebensbereichen.
Quelle: kathpress (12.05.2021)