Grazer Weihbischof: Lade alle Verantwortungsträger zum Gespräch ein
Graz, 1.5.25 (KAP) Eine umfassende Gesprächseinladung an alle Verantwortungsträger im Land - von Politik über Wirtschaft, Kultur und Religion - hat der neue Grazer Weihbischof Johannes Freitag nach seiner Weihe am 1. Mai im Grazer Dom ausgesprochen. Als Weihbischof sei es ihm ein großes Anliegen, "offen für Gespräche zu sein und das Miteinander zu fördern". Daher lade er ein, durch den Austausch und Dialog nach einem "gemeinsamen Weg in die Zukunft" zu suchen, "auf dem niemand zurückgelassen wird", sagte Freitag in seinen Dankesworten zum Ende der Weiheliturgie. Damit sehe er sich auch dem Erbe von Papst Franziskus verpflichtet, auf alle Menschen guten Willens zuzugehen und offen zu sein.
Zugleich rief er dazu auf, die Freude des Glaubens offen zu zeigen. Diese "ernsthafte Freude" erfahre er täglich neu und sei dankbar für die Prägung, die ihm seine Eltern mit auf den Weg gegeben hätten, aber auch für die Gemeinschaft, die er durch die Jahre in der Diözese erfahren habe. "Gerade in den vergangenen Wochen durfte ich durch euch und viele andere erfahren: Gott und Menschen gehen mit." - Daher wolle er auch dazu aufrufen, bei allen Herausforderungen die Freude am Glauben nicht zu verlieren.
Freitag wörtlich: "Lassen wir uns die Freude an Gott, am christlichen Glauben und an der Kirche nicht nehmen. Halten wir das Eigene heilig. Halten wir dagegen, wenn unser christlicher Glaube lächerlich gemacht und unsere christliche Kultur mit Füßen getreten wird. Begegnen wir einander mit Respekt, aber verlieren wir in einer pluralen Gesellschaft nicht unser christliches Profil in katholischer Tradition."
Kunasek will Gespräch über seinen Kirchen-Wiedereintritt führen
Sichtlich beeindruckt von der Bischofsweihe zeigte sich der steirische Landeshauptmann Mario Kunsasek (FPÖ) in seiner Ansprache nach der Messe. Er sei "froh, dass das bisher vakante Amt des Weihbischofs jetzt mit dem Richtigen besetzt ist". In aufgeregten Zeiten brauche es Stabilität und Verantwortung - und gerade dort würden sich Politik und Kirche treffen. Aus eigenen Gesprächen mit Johannes Freitag und aus Rückmeldungen wisse er um die Qualitäten des neuen Weihbischofs, der bodenständig sei, die Bereitschaft zum Zuhören habe, aber auch vorangehen könne und bereit sei, Verantwortung zu übernehmen.
Er, Kunasek, sei überzeugt, dass Freitag auch zweifelnde Menschen erreichen könne. "Auch ich war ein Zweifler. Ich war aus der Kirche ausgetreten", bekannte der Landeshauptmann und sagte, dass er mit dem Weihbischof und auch Bischof Krautwaschl Gespräche führen wolle im Blick auf einen Wiedereintritt in die katholische Kirche. Die Mitfeiernden reagierten mit großem Applaus.
Der Bürgermeister von Trofaiach, Mario Abl, sagte, er sei "stolz, dass unser Pfarrer - unser Johannes - heute zum Bischof geweiht wird. Stolz als Stadt. Stolz als Seelsorgeraum. Und stolz als Gemeinschaft, die ihn seit 19 Jahren erleben durfte". Sichtlich gerührt ergänzte er: "Du warst nicht nur unser Stadtpfarrer - du bist einer von uns. Ein Freund, ein Teil unserer Stadtgeschichte." Es brauche gemeinsame Räume, dass Menschen nicht abdriften, das sei eine Aufgabe für Politik und Kirche. Weihbischof Freitag, der inzwischen Ehrenbürger der Stadt Trofaiach ist, bekam als Geschenk eine versteinerte Schnecke. Das Fossil wurde in eine geschliffene Steinkugel umgearbeitet und solle für Freitag ein Stück Heimat ein Symbol für das Dauerhafte sein.
Seitens des Diözesanrates ergriff Gerlinde Paar das Wort und betonte, dass der Geweihte genau der Richtige für die ihm zugedachte Aufgabe sei. "Weil Dir das gemeinschaftliche, geschwisterliche Gehen in eine Zukunft wichtig ist, Dein Wille, mit allen ins Gespräch zu kommen und das Ringen um schwierige Themen", so die geschäftsführende Vorsitzende des Diözesanrates. Sie betonte das positive Wesen, den wertschätzenden Umgang und den Humor des neuen Grazer Weihbischofs sowie die Freude, mit ihm gemeinsam in die Zukunft zu gehen.
Ökumenische Grüße und Glückwünsche seitens der christlichen Kirchen überbrachte schon zuvor während der Messe der evangelische Superintendent der Steiermark, Wolfgang Rehner. "Gemeinsam ist unsere Berufung, den dreieinigen Gott zu bekennen", sagte er an den Weihbischof und alle Mitfeiernden gerichtet und leitete damit zum gemeinsamen Gebet des Großen Glaubensbekenntnisses über.
Quelle: Kathpress