Bischofskonferenz führt Parteiengespräch mit SPÖ-Spitze
Die von der Österreichischen Bischofskonferenz begonnenen Parteiengespräche sind mit der SPÖ fortgesetzt worden. Kardinal Christoph Schönborn und mehrere Bischöfe haben am Mittwoch an einer Unterredung mit der SPÖ-Bundesparteivorsitzenden Pamela Rendi-Wagner und Spitzenfunktionären der Sozialdemokraten im Wiener Erzbischöflichen Palais teilgenommen. Ziel der politischen Gesprächsreihe der Bischofskonferenz, die Anfang September mit einem Treffen mit der ÖVP eröffnet wurde, ist das wechselseitige Kennenlernen der Verantwortungsträger. Im Vordergrund steht dabei der grundsätzlicher Austausch über Themen, die für Kirche, Politik und Gesellschaft gleichermaßen relevant sind.
Die Bischöfe besprachen mit der größten Oppositionspartei Fragen rund um die Bereiche Soziales, Bildung, Asyl, Integration, und Arbeitswelt. Das erklärte der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Peter Schipka, nach der rund eineinhalbstündigen Unterredung gegenüber Kathpress. Die erstmalige Begegnung in dieser Zusammensetzung sei "wertschätzend, offen und sachorientiert" gewesen. Ein besonderes Anliegen sei den Bischöfen dabei die Arbeitsruhe an Sonntagen und an den Feiertagen gewesen, die in dieser Frage eine große Übereinstimmung mit der SPÖ haben. Weiters sei vereinbart worden, dass derartige Spitzengespräche zwischen Bischofskonferenz und SPÖ fortgesetzt und in regelmäßigen Abständen erfolgen sollen.
Die Bischofskonferenz war neben ihrem Vorsitzenden sowie ihrem Generalsekretär durch vier weitere Bischöfe repräsentiert. Gesprächsteilnehmer waren der St. Pöltner Bischof Alois Schwarz, der Linzer Bischof Manfred Scheuer, der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics und der Bischof von Graz-Seckau, Wilhelm Krautwaschl. Die SPÖ-Bundesparteiobfrau wurde u.a. begleitet von der Zweiten Nationalratspräsidentin Doris Bures und vom burgenländischen Landeshauptmann Hans Niessl. Neben dem stellvertretenden Klubobmann Jörg Leichtfried und Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda nahmen die Abgeordneten Josef Muchitsch als Sozialsprecher und Nurten Yilmaz als Integrationssprecherin der SPÖ am Gespräch teil.
Pamela Rendi-Wagner über Religion
"Wie halten Sie es persönlich mit der Religion?": Auf diese Frage der "Kleinen Zeitung" (Mittwoch-Ausgabe) antwortete die SPÖ-Chefin mit dem Hinweis, dass sie vor mehr als zehn Jahren aus der katholischen Kirche ausgetreten sei, "weil das für mich persönlich nicht den Schwerpunkt in meinem Leben ausmacht". Zugleich respektiere sie, dass der Glaube "für viele Menschen ein ganz wichtiger Inhalt in ihrem Leben" sei.
Advent und Weihnachten feiere sie mit ihren Kindern, berichtete Rendi-Wagner. Die beiden Töchter (8 und 12 Jahre) seien nicht getauft, "aber ich würde es ihnen freistellen, wenn sie kommen würden und sagen, sie möchten sich taufen lassen. Sie sollen selber frei und autonom entscheiden."
Zum viel diskutierten Kopftuchverbot meinte die Oppositionspolitikerin, diesem liege "ein integrationspolitisches Problem" zugrunde. Doch für eine gelungene Integration brauche es weit mehr. Die SPÖ befürworte daher das Verbot nur in Kombination mit einem gut funktionierenden Integrationspaket für die Schulen und mehr Lehrpersonal. Die Regierung habe die Integrationsmittel deutlich gekürzt und das Kopftuchverbot als "reine Symbolmaßnahme" verfügt kritisierte Rendi-Wagner.
Beim Thema Kreuz im Klassenzimmer würden zwei Diskussionen vermengt. Das Thema Religion solle man "bitte nicht vermischen mit der Integrationspolitik". Ein Kopftuchzwang bei einem fünfjährigen Mädchen hat laut der SPÖ-Vorsitzenden nichts mit Religion zu tun.
Quelle: kathpress (05.12.2018)