
Zsifkovics: Vermächtnis des Papstes bleibt Geschenk und Provokation
Mit einem Gedenk- und Trauergottesdienst im Eisenstädter Martinsdom hat am Dienstagabend die Katholische Kirche im Burgenland offiziell Abschied von Papst Franziskus genommen. Dem Gottesdienst stand Bischof Ägidius Zsifkovics vor. "Die Einfachheit, die Bescheidenheit, die Demut und die Wahrhaftigkeit von Papst Franziskus bleiben Geschenk und Provokation, weit über seinen Tod hinaus", sagte der Eisenstädter Bischof.
In seiner Predigt hob Bischof Zsifkovics u.a. die Menschenfreundlichkeit von Papst Franziskus hervor: "Auf die Menschen setzte er, auf ihre Tränen und auf ihr Leid, auf ihre Freude, auf ihre Hoffnungen und auf ihre Armut. Er kannte ihr Leben, die Menschen wurden ihm nie fremd. Den Stallgeruch ihres Lebens schüttelte er nie ab."
Franziskus sei stets bei den Menschen geblieben - "im Gästehaus, am Petersplatz, auf den römischen Straßen, beim Optiker und im Plattenshop um die Ecke, in den Gefängnissen, an der Peripherie, auf den Flüchtlingsinseln, an den vergessenen Rändern der Welt, in der Begegnung mit den Andersdenkenden und Andersglaubenden, durch die unzähligen Überraschungsanrufe - bis zu seiner Krankheit täglich bei der kleinen christlichen Gemeinde in Gaza".
Seine Schlichtheit, sein Anstellen - solange er noch konnte - beim täglichen Mittagessen im Gästespeisesaal, seine ausgetretenen Straßenschuhe und sein Umgangsstil hätten wohl auch so manche Geistliche und Laien provoziert, so Zsifkovics weiter. Nicht von ungefähr habe Franziskus den "Klerikalismus bei Klerikern und Laien, bei Frauen und Männern, das Geschwätz, die Überheblichkeit, die geistige Einzementierung und den geistlichen Alzheimer, den kirchlichen Karrierismus scharf kritisiert".
Dienen statt kommandieren sei zur neuen Kultur geworden, "Nahbarkeit statt Unnahbarkeit zur neuen Wirklichkeit, vorgelebt und eingemahnt von einem Papst, der sich weder ausbremsen noch bevormunden ließ und vieles ganz einfach am Protokoll vorbei tat und sagte".
Verständliche Zeichen
Papst Franziskus habe Zeichen gesetzt, die von den Menschen verstanden wurden, "oft besser von jenen, die der Kirche distanziert gegenüberstehen". Er habe neue Fundamente gelegt und auf den alten weitergebaut, "er hat die Debatten- und Streitkultur in der Kirche erlaubt, deren Voraussetzung das Hören aufeinander und deren Ziel das Reden miteinander ist", so Bischof Zsifkovics.
Seine Enzykliken und Rundschreiben hätten sein Denken, seine Sorge und seine Hoffnung gezeigt, erklärte der Bischof weiter: Die Bewahrung der Schöpfung, die Sorge um die Menschen und ihre sozialen Beziehungen, der Appell für Menschenwürde, Geschwisterlichkeit und Frieden, die Warnung vor einem dritten Weltkrieg und seine scharfe Kritik an einer Wirtschaft, die tötet.
Die Zulassung von Geschiedenen zu den Sakramenten und die Segnung Homosexueller, die Kurienreform und die Beauftragung von Frauen in Leitungsposten, die Transparenz in den wirtschaftlichen Angelegenheiten des Vatikanstaates. All das trage die Handschrift von Papst Franziskus. "Er probierte aus, er provozierte, er ermöglichte. Er war kreativ, entscheidungsstark und weitblickend."
Über allem aber sei der Papst ein Glaubender gewesen, hielt Bischof Zsifkovics fest: "Gott ist immer der Barmherzige, der Gott voller Zärtlichkeit und Liebe. Ein Gott, der den Menschen nahe ist, der ihr Heil und ihr Glück will. Dieser Glaube richtet die Menschen auf und lässt sie hoffen."
Der Gedenkgottesdienst wurde musikalisch mitgestaltet von der Polizeimusik Burgenland, vom Schulchor des Theresianums Eisenstadt, vom Domchor und der Kinderschola Martini Voices. Ebenfalls mit dabei war der Musikverein Weinland Neckenmarkt-Horitschon mit den Fahnenschwingern, die im Jahr 2015 anlässlich einer Generalaudienz am Petersplatz das traditionelle Fahnenschwingen dem Papst präsentiert hatten.
Quelle: kathpress