
Caritas gegen geplante Streichung des Zuverdiensts für Arbeitslose
Die Caritas hat im Vorfeld des Tags der Arbeitslosen (30. April) die geplante Reform des Arbeitslosengeldes kritisiert. Laut neuem Regierungsprogramm soll es künftig nur noch in Ausnahmefällen möglich sein, parallel zum Bezug von Arbeitslosengeld einer geringfügigen Beschäftigung nachzugehen. "Wer arbeiten will, darf nicht bestraft werden", betonte Anna Parr, Generalsekretärin der Caritas Österreich, in einer Aussendung am Mittwoch. Rund die Hälfte der Langzeitarbeitslosen in Österreich sei armutsgefährdet, doch das Regierungsprogramm bringe hier keine Entlastung. Die Caritas fordert ein armutsfestes Arbeitslosengeld, eine wertangepasste Notstandshilfe und "Zuverdienstmöglichkeiten, die den Wiedereinstieg ermöglichen und nicht verhindern".
Die Streichung des Zuverdienstes belaste primär Frauen, die Teilzeit arbeiten und sich ihr Arbeitslosengeld in Zukunft nicht mehr aufbessern können. Für sie gehe es künftig oft nur noch darum, finanziell über die Runden zu kommen. "Die Sorge um das tägliche Auskommen steht dann im Vordergrund - nicht die Suche nach einem neuen Arbeitsplatz", so Parr.
Anerkennende Worte gab es für eine getroffene Ausnahmeregelung, die "eine wichtige Brücke zurück in den Arbeitsmarkt" baue: Langzeitarbeitslose sollen befristet für sechs Monate dazuverdienen dürfen. Allerdings kritisiert die Hilfsorganisation, dass die Begrenzung auf sechs Monate zu kurz sei und noch weitere Ausnahmen für andere Personengruppen notwendig seien. So bräuchten auch Alleinerziehende, Menschen mit Behinderung oder gesundheitlichen Einschränkungen "Chancen, Schritt für Schritt wieder in Arbeit zu kommen".
Angebote für Menschen mit Hürden
Insbesondere für Menschen "mit besonderen Hürden" bietet die Caritas Kärnten niederschwellige Beschäftigungsmöglichkeiten an, deren stundenweise wie flexible Angebote neue Perspektiven zur gesellschaftlichen Teilhabe ermöglichen sollen. Jungen Erwachsenen mit "erschwerten Startbedingungen", Menschen mit psychischen Belastungen, chronischen Erkrankungen und Unsicherheiten soll mithilfe der Angebote wieder Anschluss an die Erwerbswelt oder Ausbildung ermöglicht werden. Bei den Projekten und Betrieben reicht die Angebotspalette von freiwilligen Tätigkeiten für Menschen mit psychischen Erkrankungen über fall- und stundenweise bezahlte Beschäftigung und geförderte befristete Dienstverhältnisse bis zu Lehrausbildungen sowie Fachqualifizierungen.
"Viele der Menschen, die wir begleiten, haben den Wunsch zu arbeiten, erleben aber durch gesundheitliche oder soziale Belastungen große Hürden", so die zuständige Bereichsleiterin der Caritas Kärnten, Christina Staubmann. Die niederschwellige Beschäftigung ermögliche erste Schritte in Richtung Tagesstruktur, Selbstwirksamkeit und soziale Integration.
Mit Blick auf die Arbeitsmarktdaten brauche es solche Alternativen zur Einheitslösung. Die Hilfsorganisation fordert daher eine langfristige Absicherung solcher Angebote. Dazu zählen eine verlässliche strukturelle Finanzierung, die Möglichkeit eines existenzsichernden Zuverdienstes und die Verankerung flexibler Modelle als integrativer Bestandteil aktiver Arbeitsmarktpolitik.
Auch Staubmann wandte sich gegen eine Einschränkung oder Abschaffung des Zuverdienstes: "Unsere Erfahrung zeigt: Wenn Menschen die Chance haben, sich in ihrem Tempo zu entwickeln, entstehen echte Perspektiven - nicht nur beruflich, sondern auch gesellschaftlich."
Quelle: kathpress