
Totenmesse für Franziskus mit Friedensappell an die Welt
Mit einer großen Totenmesse auf dem Petersplatz haben am Samstagvormittag Hunderttausende Menschen sowie Vertreter aus mehr als 150 Staaten Abschied von Papst Franziskus genommen. Vor Gästen wie US-Präsident Donald Trump, dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Russlands Kulturministerin Olga Ljubimowa wie auch Vertretern mehrerer Nahoststaaten erinnerte Kardinaldekan Giovanni Battista Re an Franziskus' unaufhörliche Appelle zu Frieden und Vernunft, "in ehrlichen Verhandlungen mögliche Lösungen zu finden". Als er an den Einsatz des Papstes für Flüchtlinge erinnerte sowie seine Warnungen vor Kriegen, erhob sich mehrfach spontaner Applaus.
Nach Vatikan-Schätzung nahmen rund 200.000 Menschen an der Feier teil, unter ihnen 224 Kardinäle und 750 Bischöfe sowie hochrangige Vertreter aus Politik und Diplomatie aus rund 130 Ländern.
Mit "seiner starken Persönlichkeit" habe Franziskus schnell den Leitungsstil der Kirche geprägt: direkter Kontakt mit einzelnen Menschen und Völkern sowie Nähe besonders zu Menschen in Not und Ausgegrenzte, sagte Kardinal Re in seiner Predigt. Gleichzeitig habe der verstorbene Papst mit seinem "charakteristischen Vokabular" und bilderreicher Sprache stets versucht, aktuelle Probleme "mit der Weisheit des Evangeliums zu beleuchten" und eine Antwort aus dem Glauben zu geben.
"Die überwältigende Zuneigung und Anteilnahme" der vergangenen Tage zeigten, wie sehr Franziskus die Menschen berührt habe, sagte Re. "Er war sehr spontan und hatte eine ungezwungene Art, sich allen zuzuwenden, auch den Menschen, die der Kirche fernstanden."
Schon im frühen Morgengrauen hatten sich auf den Straßen zum Petersplatz lange Schlangen gebildet, ebenso auf dem Weg nach Santa Maria Maggiore, wo der Papst am Mittag beigesetzt wird. Seit Freitagabend sind Roms Straßen in weiten Teilen abgesperrt, über der Stadt kreisen beständig Hubschrauber.
Vor Beginn der Messe konnten sich die Staatsgäste, darunter zwölf gekrönte Häupter, 52 Staatsoberhäupter und zahlreiche Regierungschefs, im Petersdom noch einmal vor dem Sarg von Franziskus verabschieden. Anschließend wurde der schlichte Holzsarg durch das mit einem Bild des auferstandenen Christus geschmückten Hauptportal des Petersdoms auf den Petersplatz getragen. Auf den Sarg wurde ein aufgeschlagenes Evangelium gelegt.
In seiner immer wieder vom Applaus der Gläubigen unterbrochenen Predigt betonte Re das Leitmotiv des Pontifikats von Franziskus: "dass die Kirche ein Zuhause für alle ist; ein Haus mit stets offenen Türen". Indem er die Kirche als "Feldlazarett" charakterisierte, habe er an die Christen appelliert, "sich entschlossen um die Probleme der Menschen und die großen Nöte, die die heutige Welt zerreißen, kümmern" sollten.
Schließlich erinnerte Re an die stets wiederholte des Papstes, für ihn zu bitten. "Lieber Papst Franziskus, nun bitten wir dich, für uns zu beten und vom Himmel aus die Kirche, Rom und die ganze Welt zu segnen, so wie du es letzten Sonntag vom Balkon dieser Basilika aus getan hast."
Aus der katholischen Kirche in Österreich feierten u.a. Kardinal Christoph Schönborn, der Bischofskonferenz-Vorsitzende und Salzburger Erzbischof Franz Lackner, der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl, der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics, der Feldkircher Bischof Benno Elbs sowie der frühere St. Pöltner Bischof Klaus Küng den Gottesdienst mit.
Das offizielle Österreich wurde durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen und dessen Gattin Doris Schmidauer sowie Bundeskanzler Christian Stocker vertreten.
Zahlreiche Staats- und Regierungschefs dabei
Aus Italien feierten Staatschef Sergio Mattarella und Premierministerin Giorgia Meloni, aus Franziskus' Heimatland Argentinien Präsident Javier Milei den Gottesdienst mit. Ebenso fanden sich UNO-Generalsekretär Antonio Guterres, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Ratspräsident Antonio Costa, US-Präsident Donald Trump, sein Vorgänger Joe Biden und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron auf dem Petersplatz ein. Das offizielle Österreich wurde durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen und dessen Gattin Doris Schmidauer sowie Bundeskanzler Christian Stocker vertreten.
Als Vertreter Deutschlands nahmen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz teil und zahlreiche weitere Staatsoberhäupter u.a. aus der Ukraine (Wolodymyr Selenskyj), Brasilien (Luiz Inácio Lula da Silva), Polen (Andrzej Duda), Kroatien (Zoran Milanovic), Philippinen (Ferdinand Marcos), Indien (Draupadi Murmu) und Indonesien (Joko Widodo) sowie Regierungschefs wie Keir Starmer (Großbritannien), Viktor Orban (Ungarn), Robert Golob (Slowenien), Petr Fiala (Tschechien) oder Muhammad Yunus (Bangladesch).
Zur Feier nach Rom kamen auch der britische Prinz William, König Felipe und Königin Letizia von Spanien, Carl XVI. Gustaf und Silvia von Schweden, Mary von Dänemark, Philippe und Mathilde von Belgien, Haakon und Mette-Marit von Norwegen sowie Jordaniens König Abdullah II. in Begleitung von Königin Rania.
Hochrangige Vertreter der christlichen Kirchen
Aus der Welt-Ökumene waren u.a. der orthodoxe Ökumenische Patriarch Bartholomaios, Metropolit Antonij (Sevrjuk) als Außenamtsleiter des russisch-orthodoxen Moskauer Patriarchats, der anglikanische Erzbischof von York Stephen Cottrell, und Heinrich Bedford-Strohm als Vorsitzender des Zentralausschusses des Weltkirchenrats (ÖRK) präsent.
Auch der syrisch-orthodoxe Patriarch von Antiochien, Ignatius Aphrem II., der Oberste Patriarch und Katholikos aller Armenier, Karekin II., und der Patriarch der Assyrischen Kirche des Ostens, Mar Awa III., nahmen teil. Unter den insgesamt rund 85 Vertreterinnen und Vertretern aus verschiedensten christlichen Kirchen war auch der frühere Wiener Bischof Andrej (Cilerdzic) für das serbisch-orthodoxe Patriarchat in Belgrad und der Präsident des Lutherischen Weltbunds, Henrik Stubkjaer.
Quelle: Kathpress