
Weltfrauentag: Ordensfrauen sehen Fortschritte und Herausforderungen
Auf Errungenschaften für die Gleichberechtigung von Frauen in Gesellschaft und Kirche, jedoch ebenso auf bleibende Herausforderungen haben die beiden Frauen an der Spitze der Österreichischen Ordenskonferenz, Sr. Franziska Madl (45) und Sr. Christine Rod (65), hingewiesen. Der am Samstag anstehende Weltfrauentag (8. März) sei eine Erinnerung daran, "dass es nach wie vor Ungerechtigkeit und Ungleichheit gibt", wird Madl in einer Aussendung vom Montag zitiert. Der Tag werde weiterhin notwendig sein, "solange es soziale Unterschiede, ungleiche Bildungschancen und ungleiche Bezahlung gibt", so die Priorin der Dominikanerinnen in Wien-Hacking.
Viele der Rechte, um deren Kampf der Weltfrauentag vor über 100 Jahren ins Leben gerufen wurde, seien heute selbstverständlich - "wie das Wahlrecht oder Arbeitsbedingungen für Arbeiterinnen", bemerkte Generalsekretärin Rod. Nicht übersehen dürfe man jedoch, dass Frauen in Europa privilegiert seien durch Ausbildung, Möglichkeiten eigener Lebensgestaltung oder freier Meinungsäußerung. Weltweit bestünden jedoch Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern und auch der Kampf von Frauen für gerechte Lebensbedingungen fort. In der katholischen Kirche habe sich diesbezüglich einiges verbessert, so das Zwischenresümee der beiden Ordensfrauen, die laut ihrem Bekunden beide "gerne Frauen und gerne katholisch" sind.
Frauen in Orden tonangebend
Speziell gelte dies für den Ordensbereich, auf nationaler wie internationaler Ebene. In Österreich sei "unglaublich viel dazugewonnen" worden durch den mutigen Schritt vor fünf Jahren, die Frauen- und Männerorden unter dem Dach der Ordenskonferenz zu vereinen, befand deren stellvertretende Vorsitzende Madl. Die Zusammenarbeit funktioniere sehr gut und sei eine gegenseitige Bereicherung. "Manchmal haben wir unterschiedliche Perspektiven", doch die Begegnungen seien allesamt "auf Augenhöhe, mit Respekt und Wertschätzung". Die Ordenskonferenz sehe sich deshalb "innerhalb der Kirche und vielleicht auch darüber hinaus" als ein Vorzeigemodell für gleichwertige Zusammenarbeit zwischen Frauen und Männern.
Als konkrete Beispiele nannte Sr. Rod die operative Führungsebene im Büro der Österreichischen Ordenskonferenz, wo nahezu in allen Bereichen Frauen leitende Funktionen innehaben. So verantwortet Marie-Theres Igrec den Bereich Bildung und Ordensschulen, Karin Mayer den Bereich Kultur und Dokumentation, Sr. Anneliese Herzig den Bereich Mission und Soziales und Renate Magerl den Bereich Kommunikation und Medien. Verena Osanna leitet die Gesprächsinsel, Sr. Ruth Pucher die Ordensentwicklung im Kardinal König Haus und schließlich Martha Mikulka als Geschäftsführerin die Vereinigung von Ordensschulen Österreichs mit derzeit 20 Schulstandorten.
Positiv-Signale im Vatikan
In der Weltkirche habe Papst Franziskus viel zur Förderung von Ordensfrauen in kirchlichen Führungspositionen getan, so die beiden geistlichen Schwestern. Beispiele seien die Ernennung von Sr. Simona Brambilla zur Präfektin des Dikasteriums für die Institute des geweihten Lebens und Sr. Raffaela Petrini zur Vatikan-Regierungschefin. Dies seien positive Signale, "dass Frauen in hohen Führungspositionen im Vatikan sind", sagte Rod. Madl gab zu bedenken, Frauen in hohen kirchlichen Leitungsfunktionen seien weiterhin mehr Kritik ausgesetzt als Männer und müssten sich häufiger rechtfertigen, keine "Quotenfrau" zu sein. Die Erkenntnis nehme jedoch zu, "dass nicht an jeder kirchlichen Position Priester erforderlich sind".
Weiterhin machten sich Frauen für Reformen in der Kirche stark und seien "bereit, Verantwortung zu übernehmen. Das bedeutet auch, die Ärmel aufzukrempeln und sich die Hände schmutzig zu machen", so Sr. Rod über Beweggründe von Frauen in Österreichs Kirche. Frauen wären dabei weder so engagiert noch so lästig, "wenn wir diese Kirche nicht so lieben würden", erklärte die Missionarin Christi, die selbst dem Netzwerk "Synodales Frauenforum" angehört. Das aus Frauen in kirchlichen Leitungsfunktionen bestehende Forum tritt auch mit den Bischöfen in Austausch; diese hätten sich für die "Denkpartnerinnen" dankbar gezeigt.
Verzerrtes Bild in Öffentlichkeit
Hinsichtlich des öffentlichen Bildes von ihrem Berufsstand beklagte Sr. Rod, es sei ein verzerrtes. Ordensfrauen müssten sich "nach wie vor ordentlich anstrengen, um nicht für naiv und weltfremd gehalten zu werden". Oft werde vergessen, dass Ordensfrauen gut ausgebildete Frauen, oft mit universitärer Ausbildung, Fachexpertise und Führungskompetenz seien und dass sie in Europa einst das Krankenpflege- und Bildungswesen aufgebaut hätten. "Ohne diese tatkräftigen und intelligenten Frauen gäbe es das heute nicht", so die Theologin, Organisationsentwicklerin und Supervisorin.
Die Österreichische Ordenskonferenz vertritt 193 Ordensgemeinschaften mit rund 4.000 Mitgliedern, die in Bereichen wie Bildung, Soziales und Seelsorge tätig sind.
Quelle: kathpress