
Experte: "Dürfen die Schule nicht den Marktstrategen überlassen"
"Wir dürfen die Schulen nicht dem Markt und den Marktstrategen überlassen." Mit diesem Appell hat sich der Schulamtsleiter der Diözese Linz, Franz Asanger, an die mehr als 100 Verantwortlichen von Ordensschulen gewandt, die noch bis Samstag bei einer Tagung der "Vereinigung von Ordensschulen Österreichs" (VOSÖ) in Krems beraten. Bildung um der Menschen willen sei immer ganzheitlich, widersetze sich jeder Verzweckung und sei immer integrativ, so Asanger.
"Die Gesetze des Marktes haben sich allerdings mittlerweile in die Tiefenstrukturen unserer Bildungseinrichtungen festgesetzt", warnte der Pädagoge. Der Markt beantworte aber nicht die Grundfragen des Lebens, "er hat keine Moral, kann nicht über sich selbst reflektieren und hat auch in sich kein tragendes Ziel", so der Schulamtsleiter und weiter:
Wenn Bildung zur Ware, der Schüler zum Kunden, die Lehrer zum Dienstleister und der Mensch allgemein zum Produktionsfaktor wird, dann sind wir gefragt.
Asanger ermutigte, "sich auf das Eigene zu besinnen, was den katholischen Bildungseinrichtungen grundgelegt ist. Und das ist Vielfalt und Platz für die Stärken und Schwächen jedes einzelnen Menschen."
Der Schulamtsleiter hielt zudem mit Blick auf die Kirche einen Perspektivenwechsel für notwendig.
Ich sehe Kirche nicht als das sinkende Schiff, sondern Kirche ist für mich das Sprungbrett auf Zukunft hin, ausgestattet mit einem hohen Sensorium für das, was auf der Höhe der Zeit notwendig ist.
Zur Frage, was eine katholische Bildungseinrichtung ausmacht, meinte Asanger:
Wir brauchen nicht besser, erfolgreicher oder beliebter sein als andere. Das fördert Konkurrenzdenken, das langfristig nicht zielführend ist.
Er strich mit Blick in die Bibel heraus:
Bei euch soll es anders sein. Das Leben entfaltet sich an Tod und Auferstehung. Wir müssen hier nichts zusätzlich tun, sondern wir tun die Dinge anders, weil wir sie aus einer christlichen Grundhaltung heraus tun.
Dem Kreuz schrieb der Linzer Schulamtsleiter dabei eine zentrale Bedeutung zu.
Wenn wir das Kreuz aufhängen, dann als Zeichen des Dialogs, des Gespräches und gegen jede Ausgrenzung. Das Kreuz soll etwas verändern, die Welt gerechter machen, sonst ist es ein Stück wirkungsloses Kulturgerät. Das Kreuz soll das Gottesgerücht wach halten.
Die Tagung der "Vereinigung von Ordensschulen Österreichs" (VOSÖ) in Krems läuft seit Donnerstag. Helga Penz vom Kulturreferat der Orden und Sr. Ruth Pucher vom Bereich "Ordensentwicklung" im Wiener Kardinal-König-Haus stellten den Teilnehmern anhand der Piaristenkirche und der Mary-Ward-Klosterkirche in Krems die Chancen einer guten Kirchenpädagogik vor. Beide betonten, "dass gerade in den Kirchen und Kapellen das Charakteristikum einer Ordensgründung sichtbar wird und sich das jeweilige Ordenscharisma in der Ausgestaltung niederschlägt". Es gehe schlicht darum, "das zu erschließen, was da ist".
Quelle: kathpress