Scheuer weiht neuen Abt Grasl

Der Linzer Bischof Manfred Scheuer hat am Sonntagabend Markus Stefan Grasl zum neuen Abt (Probst) von Stift Reichersberg geweiht. Grasl ist der 74. Propst des Stiftes. An der Feier nahmen u.a. auch Nuntius Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen und der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer teil. Bei der "Abtweihe" handelt sich nicht um eine Weihe im sakramentalen Sinn, sondern um eine Segnung durch den Ortsbischof und die Übergabe der Amtszeichen Stab, Mitra und Ring.

Die Hauptaufgabe eines Ordens sei der klösterliche Lebensalltag nach innen und die Seelsorge nach außen, hielt Bischof Scheuer in seiner Predigt fest. Er würdigte u.a., dass die Reichersberger Chorherren seit rund 900 Jahren in der Pfarrseelsorge engagiert sind.

Scheuer ging, ausgehend von der Regel des Heiligen Augustinus, nach denen die Reichersberger Chorherren leben, sowohl auf die Schwierigkeiten als auch auf die Chancen des Ordenslebens ein. Zur Aufgabe des Propstes gehöre die Sorge um die wirtschaftlichen Belange, der gerade im Hinblick auf das Stift Reichersberg große Bedeutung zukommt, da es - anders, als der Name es vermuten ließe - nicht zu den reichen Stiften zählt. Vor allem aber müsse es dem Propst um die Sorge um die Mitbrüder mit ihren Anliegen, Beschwerden und Nöten gehen, so Scheuer.

Von besonderer Bedeutung für die Glaubwürdigkeit des Ordenslebens sei u.a. der sorgsame Umgang mit Konsum, Geld und Besitz, wie der Bischof weiter sagte. Mit der persönlichen Armut und mit der Armut der Gemeinschaft "steht die Glaubwürdigkeit der Verkündigung des Reiches Gottes auf dem Spiel", so Scheuer wörtlich. Die Armut sei nicht bloß Strategie oder Taktik, "sie ist als Realsymbol für das Reich Gottes inhaltlich nicht von der Verkündigung in Wort und Zeugnis zu lösen". Wo Kirche nur noch als bürokratische Verwaltung funktioniere und in allem total abgesichert ist, verliere sie ihre Strahlkraft. Scheuer: "Etwas von einem schöpferischen Verzicht sollte in der Ordensexistenz auch handgreiflich und konkret sein."

Nuntius Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen überbrachte die Glückwünsche von Papst Franziskus und der Kongregation für die Orden und wies in seinen eigenen Worten auf die Bedeutung der Klöster und der Chorherrenstifte in Österreich hin. Die Stiftskirchen bezeichnete er als "Kraftorte der Gnade". Nuntius Zuirbriggen ermutigte den neuen Reichersberger Propst, den Glauben zu stärken und weiterzugeben, wo immer er dazu die Gelegenheit habe.

Landeshauptmann Pühringer sagte in seiner Ansprache dem Stift die Zusammenarbeit und Unterstützung des Landes Oberösterreich zu. Er danke zugleich Grasls Vorgängern Propst Eberhard Vollnhofer und Administrator Gerhard Eichinger.

10-jährige Amtszeit

Grasl war im vergangenen Mai vom Kapitel der Reichersberger Chorherren zum neuen Propst gewählt worden, nachdem die fünfjährige Amtszeit von Gerhard Eichinger als Stiftsadministrator abgelaufen war. Eichinger leitete das Stift seit dem Jahr 2011. Damals hatte der mittlerweile verstorbene Propst Werner Thanecker (1962-2014) nach einer Gehirnblutung sein Amt zurückgelegt.

Der neue Propst Grasl wurde 1980 in Pitten in Niederösterreich geboren, eine Pfarre, die von den oberösterreichischen Chorherren betreut wird. Grasl trat mit 20 Jahren in das Stift ein und wurde 2010 zum Priester geweiht. Er wirkte in Folge u.a. als Pfarrer in Reichersberg und Antiesenhofen. Grals wurde für eine Amtszeit von 10 Jahren gewählt.

In Pfarrseelsorge engagiert

Das Stift Reichersberg in Oberösterreich besteht seit mehr als 900 Jahren und ist ein Kloster der Augustiner Chorherren. Derzeit gehören 17 Priester und ein Diakon zum Stift, die sich u.a. um zahlreiche Pfarren in Ober- und Niederösterreich kümmern. Das Stift war in den vergangenen Jahren in wirtschaftliche Turbulenzen geraten, man sei nun aber weitgehend konsolidiert, so Abt Grasl kurz nach seiner Wahl gegenüber den "Oberösterreichischen Nachrichten": "Mit gemeinsamer Anstrengung werden wir das schaffen."

Besucher erwartet im Stift Reichersberg ein Klosterladen, eine Stiftsvinothek, eine Stiftskellerei und ein Braustüberl, zudem beherbergt die Abtei ein Bildungszentrum, ein Stiftsmuseum mit Barocksammlungen und eine Bibliothek. (Info: www.stift-reichersberg.at)

Quelle: kathpress